Über das Wochenende konnte der Bitcoin deutliche Kursgewinne verzeichnen und steht aktuell (Dienstagnachmittag MESZ) wieder bei über $ 22.000, was einem Plus von über 10 % seit letzten Freitag entspricht. Damit hat sich die wichtigste Kryptowährung im Gleichschritt mit den Aktienbörsen bewegt, die letzten Freitag und zu Wochenbeginn ebenfalls deutlich zulegen konnten. So gelang es zum Beispiel dem deutschen Leitindex DAX, zeitweise die wichtige Marke von 13.000 Punkten wieder zu überschreiten.
Allerdings stehen diese Woche wichtige Wirtschaftsereignisse an, und ob die Stabilisierung bzw. Erholung anhält, hängt nicht zuletzt davon ab, wie der Markt diese News verarbeitet bzw. aufnimmt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat angekündigt, diesen Donnerstag zum ersten Mal sei 10 Jahren wieder einmal die Leitzinsen anzuheben, um die immer stärker werdende Inflation zu bekämpfen. Außerdem werden diese Woche noch die planmäßigen Wartungsarbeiten an der umstrittenen Gaspipeline „Nord Stream 1“ beendet; Investoren und der Markt sind jedoch nervös und in Sorge, dass Russland nicht wie vereinbart die Gaslieferungen wieder aufnehmen könnte.
Um wie viele Prozentpunkte die EZB den Leitzins erhöhen könnte, scheint noch nicht fix zu sein. Eigentlich hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde eine Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte angekündigt, laut Insidern wird jedoch spekuliert, ob zur Eindämmung der ausufernden Inflation die Zinsschraube nicht gleich um 0,50 Prozentpunkte nach oben gedreht wird.
Inflation in Euro-Zone deutlich über Ziel
Grund für die Spekulationen einer deutlicheren Erhöhung als ursprünglich angekündigt ist das neue Rekordniveau der Inflation in der Euro-Zone, die nicht zuletzt durch den enormen Anstieg der Energiepreise befeuert wurde. So legte der Verbraucherpreisindex im Juni im Vergleich zum Juni 2021 gleich um 8,6 Prozent zu. Zum Vergleich: Im Mai betrug der Anstieg 8,1 Prozent, im April noch bei 7,4 Prozent. Alle diese Werte liegen deutlich über dem von der EZB selbst ausgegebenen Teuerungsziel von 2 Prozent, das laut den Währungshütern den optimalen Wert für die Wirtschaft darstellen würde. In der EU gesamt (also einschließlich der EU-Mitglieder, die den Euro bis jetzt nicht eingeführt haben) lag die Inflation bei 9,6 Prozent und damit noch einen Prozentpunkt höher.
Allerdings gibt es auch innerhalb Europas bzw. der Euro-Zone deutliche Unterschiede in den Inflationsraten der einzelnen Länder. Am heftigsten unter der Inflation zu leiden haben derzeit die baltischen Staaten, so betrug die Inflation im Juni in Lettland 19,2 Prozent, in Litauen 20,5 Prozent und in Estland sogar 22 Prozent. Am anderen Ende des Spektrums liegt Frankreich mit 6,5 Prozent und Malta mit „nur“ 6,1 Prozent im Vergleich zum Juni 2021. Für Deutschland lag der Wert bei 8,2 Prozent, und in Österreich betrug die Inflation im Juni 8,7 Prozent.
Außerdem wurde in letzter Zeit immer wieder Kritik laut, dass sich die EZB zu zögerlich verhalten würde, da andere führende Notenbanken wie zum Beispiel die Federal Reserve in den USA schon viel früher auf die hohe Inflation reagiert und mehrere Zinsschritte gesetzt hätten, vor kurzem gerade erst im Juni, als die Fed die Leitzinsen gleich um 0,75 Prozent erhöhte, was den größten Zinsschritt seit 28 Jahren darstellt. Nicht zuletzt deshalb verlor der Euro gegenüber dem US-Dollar deutlich und unterschritt letzte Woche kurzfristig sogar die Parität von 1:1.
Verbot sämtlicher Kryptozahlungen in Russland
Nach der Verhängung weitreichender Sanktionen gegen Russland als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine wurden Befürchtungen laut, dass Russland versuchen könnte, durch die Nutzung von Kryptowährungen die internationalen Maßnahmen zu umgehen.
Nun, einige Monate später, dauert der Krieg noch immer an, und in Bezug auf Kryptowährungen hat der russische Präsident Putin letzte Woche ein Gesetz unterzeichnet, as sämtliche Verwendung von digitalen Assets wie Kryptowährungen oder auch NFTs als Zahlungsmittel für Waren und Dienstleistungen verbietet.
Allerdings kommt dieses Gesetz nun nicht völlig überraschend, da der entsprechende Gesetzesentwurf dem russischen Parlament, der Staatsduma, bereits im Juni vorgelegt wurde.
Das neue Gesetz bedeutet jedoch kein vollständiges Verbot von Kryptowährungen, im Land operierende Kryptobörsen dürften jedoch davon massiv betroffen sein. So verlangt das bereits Ende Juli in Kraft tretende Gesetz, dass diese jegliche Transaktionen ablehnen müssen, wenn diese als eine Form von Bezahlung im weiteren Sinne angesehen werden könnten.
Allerdings gab es bereits in der Vergangenheit Unstimmigkeiten innerhalb Russlands, wie man mit Kryptowährungen umgehen soll. Während die russische Zentralbank Anfang dieses Jahres gleich einen kompletten Bann aller Kryptos forderte, sprach sich das russische Finanzministerium dagegen aus und verlangte stattdessen lieber eine umfassende Regulierung, „um die eigene Bevölkerung zu schützen“.
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