Dass Regierungen und Zentralbanken keine großen Fans von dezentralisierten Finanzlösungen, wie Kryptowährungen sind, ist kein Geheimnis. Bestrebungen, Kryptowährungen stärker zu regulieren, gibt es in vielen Ländern schon seit einigen Jahren. Konkrete Eingriffe blieben allerdings die Ausnahme. Manche spekulieren, das liege daran, dass Regierungen und Zentralbanken schlichtweg machtlos sind, gegen Kryptowährungen. Doch dies stimmt nur teilweise; mit gezielten Gesetzen, Verboten, Vorlagen und Regulierungen ist es möglich, den freien Spielraum von Bitcoin und Co. einzugrenzen.
Mit dem Meeting, an dem kürzlich Zentralbandgrößen aus verschiedenen Institutionen teilnahmen, war genau das der Kernpunkt der Diskussion. Unregulierte DeFi-Technologie wird als Risiko angesehen, welches mit regulatorischen Vorgaben gebändigt werden könne. Dies wirft in Fachkreisen der Krypto Branche Fragen auf.
Online-Panel mit Aussagekraft
Kürzlich lud die Banque de Finance zu einem Online-Panel ein. Vertreten waren Mitglieder des Kaders von verschiedenen Zentralbanken. Unter den Teilnehmern war unter anderem die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, der Chef der US-Notenbank Federal Reserve (FED), Jerome Powell und die Vorsitzende der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), Augustin Carstens.
In der Diskussion drehte sich alles um disruptive und innovative Technologien, die den Finanzsektor betreffen, wie beispielsweise Kryptowährungen wie der Bitcoin, Ether und so weiter. Stable Coins haben strukturelle Probleme und Schwächen, sagte Augustin Carstens der BIZ. Die Infrastruktur würde fehlen, Liquiditätsrisiken seien nicht genug abgesichert und die Volatilität sei gefährdet, so Carstens weiter. Damit stieß sie auf viel Zustimmung.
Strukturelle Probleme im DeFi-Bereich?
Wie viel Wahrheit ist dran an den strukturellen Problemen der DeFi-Technologien und wie viel gehört zum üblichen Tenor der Zentralbanken und internationalen Organisationen?
Die Aussage, dass die Volatilität von Kryptowährungen hoch ist und dass Ausfallrisiken nicht genug abgesichert sind, ist durchaus berechtigt. Allerdings muss das nicht unbedingt eine Schwäche sein. Es ist schließlich genau der Sinn und Zweck von Kryptowährungen wie dem Bitcoin, dass sie unabhängig von Regierungen und Eingriffen funktionieren. Die hohe Volatilität mach Kryptowährungen so attraktiv. Die Renditemöglichkeiten sind dadurch sehr hoch. Wenn die Rentabilität hoch ist, steigt auch das Risiko, das ist die andere Seite der Medaille.
Wann wird es konkret?
Das Online-Panel war lediglich eine Diskussion, in welcher der Austausch zwischen verschiedenen Zentralbandgrößen gefördert werden sollte. Feste Beschlüsse wurden keine gefasst und auch spezifische Ziele sind keine vereinbart worden. Unmittelbare rechtliche Auswirkungen auf die DeFi Branche hat das Meeting daher keine. Allerdings zeigte das Online-Panel erneut die Position der Chefs von Zentralbanken auf. Dass Zentralbanken und Regierungen rund um den Globus bestrebt sind, stärkere Regulierungen einzuführen, wurde erneut gezeigt. Das Panel kann also unter Umständen als Fenster gewertet werden, welches uns aufzeigt, was uns in mittelfristiger Zukunft erwarten würde.
Entsprechend stark waren auch die Reaktionen aus Krypto-Kreisen, die sich am ursprünglichen Ziel der Kryptowährungen orientieren und einer Regulierung skeptisch gegenüberstehen.
USA und EU fordern regulatorischen Umgang
Besonders laut, was Regulierungen der Kryptowährungen angeht, sind die Vereinigten Staaten von Amerika. Der Chef der Federal Reserve, Jerome Powell sprach sich in der Diskussion für “angemessene Regulierungen” aus, falls DeFi mehr in den Retail-Bereich wachsen würde. Außerdem kritisierte Powell die fehlende Transparenz, da Kryptowährungen anonym sind und für kriminelle Aktivitäten missbraucht werden können.
Der regulatorische Umgang der Kryptowährungen ist in den USA noch hängig und stößt auf politischen Widerstand. Einen Schritt weiter ist die Europäische Union. Sie finalisierte die EU nämlich die Krypto Verordnung MiCA, mit welcher Kryptowährungen bald reguliert werden sollen. DeFi ist zwar explizit aus der MiCA Verordnung ausgenommen, die Chefin der EZB, Christine Lagarde, fordert jedoch auch betreffend DeFi stärkere Regulierungen.
Auswirkungen auf die Krypto-Branche
Bitcoin, ETH und andere Kryptowährungen zeigten kleinere Kursverluste auf, welche als Reaktion auf das Online-Panel und der damit verbundenen Angst vor Regulierungen gewertet werden kann. So massiv wie von einigen befürchtet, brachen die Kurse jedoch nicht aus. Das könnte vor allem daran liegen, dass die Idee der Regulierungen im DeFi-, bzw. Krypto-Bereich an sich nichts Neues ist.
Viele erwarten, dass Kryptowährungen in Zukunft, zumindest in einigen Gegenden der Welt, stärker kontrolliert werden dürften. Diese Erwartungen werden unter anderem von der MiCA Verordnung der Europäischen Union gestützt. Dir größten Einflüsse auf den zukünftigen Kursverlauf von Bitcoin, Ethereum und Co. werden allerdings Regulierungen in den USA und in China haben.
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